Visumfrage des Monats - Visumbeantragung in Corona-Zeiten

Ihre Frage:

Unser Unternehmen muss dringend drei Mitarbeiter zum Aufbau (Supervision) einer von uns verkauften Maschinenanlage in die USA senden. Es handelt sich um drei rumänische Mitarbeiter, die hier in Deutschland angestellt sind und hier leben. Die Inbetriebnahme der komplexen Maschine in der Produktionsline des US-Unternehmens war bereits für April geplant. Gibt es eine Möglichkeit, dass unsere Mitarbeiter ein Visum beantragen können, um zeitnah für rund zwei Wochen in die USA einreisen zu können? Unser Auftraggeber in den USA ist bereit, uns ein entsprechendes Schreiben zur Verfügung zu stellen, da dort mit dramatischen Umsatzeinbußen gerechnet wird aufgrund des Produktionsstillstands.

Unsere Antwort:

Zur Beantwortung Ihrer Frage müssen gleich mehrere Faktoren berücksichtigt werden:

1. Rumänische Staatsangehörige benötigen zur Einreise in die USA prinzipiell ein Visum. Sie qualifizieren sich nicht für die visumfreie Einreise (Visa Waiver Program / ESTA). After-Sales-Service Leistungen im Rahmen von Produktverkäufen in die Vereinigten Staaten sind allerdings durchführbar mit einem B-1 Geschäftsreisendenvisum.
2. Die Beantragung eines solchen Visums ist im Normalfall recht unkompliziert, setzt allerdings voraus, dass die entsprechenden Mitarbeiter persönlich im US-Konsulat vorstellig werden. Derzeit sind alle US-Konsulate (mehr oder minder weltweit) seit Ende März bis auf eine Notbesetzung geschlossen. Vereinbarte Interviewtermine wurden bereits mehrfach storniert. In den deutschen US-Konsulaten bis Mitte Juli 2020, d. h., derzeit können erst ab diesem Zeitraum wieder neue Termine gebucht werden. Bitte beachten Sie, dass in vielen US-Konsulaten allerdings nahezu alle Termine vergriffen sind und beispielsweise erst wieder ab September überhaupt Termine verfügbar sind. Gleiches gilt für zahlreiche US-Konsulate weltweit, so auch in Rumänien. Wann und in welchem Umfang die US-Konsulate wieder ihre Tore öffnen werden, ist derzeit noch völlig unklar.
   Termine werden derzeit ausschließlich für ausgewählte Visumantragsteller vergeben (so z. B. medizinisches Fachpersonal oder Erntehelfer). Es steht Ihnen als Unternehmen frei, im US-Konsulat (Deutschland oder Rumänien) anzufragen, ob für Ihre Mitarbeiter ein Notfalltermin vergeben werden kann. Wir gehen aber davon aus, dass dem Gesuch nicht stattgegeben wird.
3. Angenommen, Ihre rumänischen Mitarbeiter würden das B-1 Visum erhalten, dann bestünde immer noch folgendes Problem: Sie wären vom aktuellen Corona Travel Ban betroffen. Dieser besagt, dass alle Personen, die sich 14 Tage vor geplanter Einreise in die USA in bestimmten Regionen aufgehalten haben, nicht einreisen dürfen – und zwar bis auf Weiteres. Dies gilt insbesondere für den Schengenraum. Bitte beachten Sie, dass Rumänien zwar nicht zum Schengenraum zählt, der Travel Ban sich aber nicht auf die Staatsangehörigen des Landes bezieht, sondern auf Personen, die sich in den entsprechenden Ländern aufgehalten haben. Da Ihre Mitarbeiter in Deutschland leben, wären sie also betroffen. Einzige Möglichkeit dies aktuell zu umgehen: Die Mitarbeiter reisen nach Rumänien, halten sich dort für mindestens 14 Tage auf und versuchen dann in die Vereinigten Staaten zu fliegen.

Leider können wir Ihnen also aktuell nicht allzu große Hoffnungen auf eine baldige Einreise Ihrer Mitarbeiter machen.